Wisst ihr eigentlich, was ihr euch Tag für Tag mit Duschgelen und Shampoos auf die Haut auftragt und damit auch den Abfluss herunterspült?
Gehen wir mal nur einen Tag lang mit offenen Augen durch die Welt und schauen uns aufmerksam um, dann wird uns bewusst, wie stark wir von Kunststoffen aller Art umgeben sind: Tüten, Einweg-Kaffeebecher, Wasserflaschen und zum Teil völlig wahnwitzige Verpackungen von Lebensmitteln.
Diese Arten von Plastikprodukten nehmen wir immerhin wahr. Die Bereitschaft, sie zu vermeiden, nimmt seit einigen Jahren zu.
Schwierig wird es allerdings, wenn wir Plastik nicht auf den ersten Blick als solches erkennen können. Wisst ihr beispielsweise, was genau ihr euch in Form von Duschgelen, Peelings oder Shampoos auf die Haut auftragt und damit den Abfluss herunterspült?
Erschreckend viele Kosmetika enthalten sogenanntes Mikroplastik. Das sind winzig kleine Plastikteilchen, die höchstens fünf Millimeter groß sind. „Man schätzt, dass etwa 250.000 Tonnen Plastikabfall auf den Meeren treiben. Der größte Teil davon ist Mikroplastik“, sagt Sonja Oberbeckmann, Umweltmikrobiologin am Leibniz-Institut für Ostseeforschung.
Daran ist der Mensch schuld. „Studien haben gezeigt, dass je mehr Menschen an einem Fluss leben, desto mehr Plastik sich darin befindet — auch aus der Kosmetik“, so Oberbeckmann. Laut einer Statistik des Umweltbundesamts verarbeitet die Kosmetikindustrie jährlich rund 500 Tonnen Polyethylen in ihren Produkten, dazu kommen andere Kunststoffsorten wie Polypropylen und Nylon.
Dabei handelt es sich übrigens nicht um ein Nebenprodukt, das beim Zerfall größerer Plastikteile entsteht, sondern um primäres Mikroplastik. Das bedeutet, dass die Partikel extra in der Fabrik hergestellt werden — damit die Hersteller von Kosmetika es ihren Produkten absichtlich beimischen können. Wir Verbraucher sorgen dann dafür, dass die Stoffe im Abwasser landen. Während grobe Verunreinigungen durch Kläranlagen herausgefiltert werden können, gelangen die winzigen Partikel aus Kosmetika schließlich in unsere Flüsse und Meere.
„Dort wird das Mikroplastik von vielen Fischen und anderen Meerestieren verschluckt“, erklärt Oberbeckmann. Das kann zu Verletzungen des Verdauungstraktes führen oder auch die Nahrungsaufnahme völlig blockieren. Oft verhungern Tiere, da sie ein ständiges Sättigungsgefühl verspüren, wenn ihr Magen mit Plastik gefüllt ist.
Ein weiteres Problem: Giftstoffe lagern sich an den Partikeln ab und Krankheitserreger können darauf wachsen, die möglicherweise so in die Nahrungskette gelangen und schließlich auch auf unseren Tellern landen könnten. Außer in Meerestieren wurden die mikroskopisch kleinen Plastikpartikel zudem auch schon in Lebensmitteln wie Honig, Bier und Trinkwasser gefunden.
Die Kosmetikhersteller sind gesetzlich nicht dazu verpflichtet, auf diese Inhaltsstoffe zu verzichten oder zumindest die Umweltverträglichkeit des verwendeten Plastiks vorab zu untersuchen. Bislang wurde noch nicht ausreichend geprüft, welchen Schaden die Stoffe im menschlichen Körper anrichten können. Bei Fischen konnten Wissenschaftler jedoch bereits feststellen, dass die Partikel das Gewebe der Magenwand durchdringen können und Entzündungen verursachen.